»Lagasnerie zielt auf nichts Geringeres als das Wiederbewusstmachen eines uralten Problems ab, das seit Beginn des philosophischen und wissenschaftlichen Arbeitens auf den Akteuren und Werken dieser Professionen lastet. Es mündet in der Frage, wie Denken und Handeln, Theorie und Praxis zusammenfinden können. Eine besondere Wendung bekam die Analyse dieses Hiatus in der Marxschen und Post-Marxistischen Theorie, die im Speziellen eine Trennung von Wissenschaft und Politik problematisiert, welche Lagasnerie im Buch mit dem Konstatieren ‚der Ethik einer Enthaltung von Engagement‘ (S. 20) punktgenau in Bezug auf die gegenwärtige Geisteslandschaft aktualisiert. Ganz im Sinne Adornos begibt sich Lagasnerie auf die Suche nach Wegen, an deren Ende eine neue Ethik Konturen bekommt. Eine Ethik, die die Trennung – Zeichen des falschen Denkens, Zeichen einer falschen Welt – aufhebt. Eine Ethik, in der die Kunstschaffenden, Forschenden, Schreibenden, intellektuell Arbeitenden sich nicht mehr vor der Verantwortung des politischen Involviert- und Engagiertseins fürchten und nach geistiger Abgeschiedenheit streben, in der wissenschaftliche, künstlerische und politisch-gesellschaftliche Kritik nicht voneinander isoliert wird. Es ist die Suche nach einer Ethik des geistig-gesellschaftlichen Geerdetseins, einer Ethik des radikalen Zusammenwachsens – einer Ethik des Pilzes?«
Auszug aus der Rezension »Kann ein Pilz die Welt erklären?«, veröffentlicht mit Ellen Wagner auf LÜCKE – Kunstblog zwischen Flut und Wagnis und Making Crises Visible.